Craniosacral Therapie in Verbindung zur Schulmedizin :

 

Der folgende Fragenkatalog mit den dazugehörigen Antworten entstand hauptsächlich auf Grund der fünfeinhalbjährigen Zusammenarbeit von Dr. med. Ronald Langner, Neurologe am Kopfwehzentrum Hirslanden und Claudia Ahrendt, diplomierte Craniosacral Therapeutin und Pflegefachfrau IP. Weitere Feedbacks seiner Patienten, welche andernorts diese Therapieform besuchten, wurden mitberücksichtigt.                                                                                                                                                                                                                                                                                           

1. Warum empfehlen Sie die Craniosacral Therapie (CST)?

 

Ich empfehle meinen neurologischen Patienten die CST aus diversen Gründen und in Abhängigkeit von der Grunderkrankung, auch wenn die rein wissenschaftliche Betrachtung der Behandlungsgrundsätze nicht ausreichend erscheint. Die sanfte tiefwirkende und nicht manipulative Körperarbeit kann den Mensch in seiner Ganzheit ansprechen und wirkt z.B. unterstützend bei physischem Schmerz, chronischen Krankheiten mit somatischem Bezug, aber auch bei emotionalen oder psychologischen Störungen. Als neurologisch tätiger Arzt mit Fokus auf neurodegenerative Erkrankungen und chronische Schmerzen kann hier ergänzend die Behandlung von Schädel (Cranium) über die Wirbelsäule bis zum Kreuzbein (Sacrum) erreicht werden, dabei mit Focus auf die Optimierung des Flusses im Bereich der Liquorräume.

 

 

2. Sind alle Patienten für die Craniosacral Therapie geeignet?

 

Dabei sind nicht alle Patienten gleich gut geeignet oder die Behandlung klar indiziert. Insbesondere bei komplexeren neurologischen Erkrankungen mit z.B. Ausbildung von Hydrocephalus oder in der Akutphase ischämischer Hirninfarkte ist hier sicher der Focus auf die Schulmedizin zu legen. Jedoch können begleitend auch solche Patienten zu einem späteren Zeitpunkt langfristig profitieren. Erstaunlicherweise konnten deutliche Verbesserungen auch im Bereich psychiatrischer Begleiterkrankungen gezeigt werden, auch im Bereich von Kopfschmerzen bis hin zu Enuresis nocturna (Bettnässen).

 

 

3. Wo ergänzt die Craniosacral Therapie die Migränetherapie?

 

Die schulmedizinische Migränetherapie kann durch die CST in entscheidendem Masse positiv mitbeeinflusst werden. Insbesondere zeigten sich mittel bis langfristig deutliche Reduktionen der Intensität und damit des Akutschmerzmittelverbrauchs, z.T. konnte hier auch eine Reduktion der Kopfwehtage/Monat erzielt werden. Dies ohne zusätzliche Nebenwirkungsbelastung für den Patienten.

 

 

4. Wie viele Mindeststunden empfehlen Sie?

 

Diese Frage ist nicht ganz einheitlich zu beantworten, weil grosse Unterschiede innerhalb des Patientengutes, aber vor allem auch bzgl. der ursprünglichen Erkrankung und der Erwartungshaltung des einzelnen Patienten bestehen. Prinzipiell können jedoch mindestens zwei komplette Behandlungszyklen à 9 Sitzungen zur Evaluation der Wirksamkeit empfohlen werden. Bei positivem Effekt der Behandlung, sollte mit dem behandelnden Arzt und dem/der jeweiligen Therapeuten/Therapeutin das Vorgehen im Einzelnen besprochen werden.

 

 

5. Welche Feedbacks erhalten Sie von den Patienten?

 

Im Grossen und Ganzen erhalte ich meist positive Feedbacks, jedoch kann nicht in jedem Fall ein Benefit für den Patienten evaluiert werden. Anhand unseres Patientengutes kann jedoch grob von einem positiven Effekt in gut 60% der Fälle geschätzt ausgegangen werden. Dies kann jedoch von Ursprungserkrankung zu Ursprungserkrankung teils deutlich variieren.

 

 

6. Können Sie die Craniosacral Therapie allen Altersgruppen empfehlen?

 

Die CST ist gemäss Literaturangaben für die meisten Altersgruppen geeignet, jedoch muss vor allem nach der Grunderkrankung die Indikation gestellt werden. Erstaunliche Veränderungen zeigten sich bei Kindern und Jugendlichen, z.B. bei Enuresis nocturna (Bettnässen). Im jungen Erwachsenenalter und bis ins höhere Lebensalter ist die Behandlung als weitestgehend ungefährlich und nebenwirkungsfrei anzusehen, so dass sich allein dadurch ein sehr grosses Spektrum im Bezug auf das Alter des jeweiligen Patienten ergibt.

 

 

7. Gibt es Unterschiede bei den Geschlechtern in der Offenheit gegenüber der Craniosacral Therapie und deren Wirksamkeit?

 

Zwischen den Geschlechtern besteht wohl eher eine grössere Offenheit gegenüber der Behandlung bei Frauen, so dass hier keine klaren Daten zu Geschlechterunterschieden bestehen. Insgesamt würde ich anhand unseres Patientenkollektives von einem höheren Anteil der Frauen ausgehen, die mit der Behandlung einen Benefit erzielten.

 

 

8. Welche Veränderungen stellen Sie nach der Craniosacral Therapie fest?

 

Die Erfahrungen der einzelnen Patienten sind dabei durchaus variabel. Wie oben bereits erwähnt, beschrieben einige meiner Patienten mit Migräne oder Spannungstypkopfschmerzen einen merklichen Rückgang der Schmerzmitteleinnahmemenge und damit verbunden der Attackenhäufigkeit. Dies meist bei vorab bereits etablierter medikamentöser Basistherapie mit unterschiedlichen Präparaten. Auch konnte teilweise mit herkömmlichen Schmerzmedikamenten ein ähnlicher Effekt wie vorab mit Triptanen erreicht werden, so dass hier ein additiver Einfluss auf die Intensität der Schmerzen postuliert werden könnte. Ausserdem wurde über einen Rückgang der muskulären Spannung und von Myogelosen im Bereich des M. trapezius berichtet. Jedoch zeigten sich auch Verbesserungen indirekter Faktoren, insbesondere im psychischen Befinden oder bei visueller Überempfindlichkeit.

 

 

9. Empfehlen Sie die Craniosacral Therapie auch bei anderen Erkrankungen? Wenn ja, welche?

 

Eine generelle Empfehlung für eine Begleitbehandlung mittels CST kann wissenschaftlich derzeit nicht begründet werden. In einzelnen Bereichen der Medizin kann diese Behandlung durchaus eine Monotherapie darstellen, die Therapieerweiterung bei chronischen Schmerzen, ausgewählten psychiatrischen Erkrankungen, inklusive Burnout-Depression und ebenfalls bei Beschwerden im orthopädischen Fachgebiet kann den Heilungsprozess positiv gestalten. Weiterhin gibt es bemerkenswerte Erfolge im Bereich gynäkologischer Problemstellungen zu berichten.